Zum Jahreswechsel 2021/2022
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,
die Wintersonnenwende ist vergangen, die Rauhnächte, auch Weihenächte genannt, haben begonnen. In dieser besonderen Zeit ist es Brauch, das Haus zu räuchern, Altes zu bedenken, Unerledigtes abzuschließen. Insbesondere ist damit ge-meint, alte Fehden zu beenden, aufeinander zuzugehen, Frieden zu schließen. Es heißt, in dieser besonderen Zeit sei der Vorhang zwischen den Welten der Verstorbenen und der Lebenden besonders dünn. Das bedeutet die große Chance, mit lieben Menschen in Kontakt zu treten, die in die andere Welt gegangen sind. Man kann im Gedenken auch Ratschlag holen, was wirklich wichtig ist. Kurz gesagt, das sind alles Hinweise der Reinigung im Sinne des Abschlusses und des Friedens. So gereinigt kann man mit klarem Kopf und Herz nach vorne blicken, gestärkt ins neue Jahr gehen. – Wie tröstlich!
Aber was wird es uns bringen, das Neue Jahr? Letztes Jahr noch, haben wir an Sylvester voller Hoffnung auf 2021 geblickt. Viele Menschen, dazu gehörten auch Martin und ich, waren froh, das alte Jahr beenden zu können und haben mit viel Hoffnung auf das neue Jahr geschaut … Ich denke, dieser Optimismus trägt uns zu diesem Jahreswechsel nicht mehr so gut. Was soll man tun? – Verzweifeln? Den Kopf hängen lassen? Ergeben darauf warten, dass die Dinge immer noch schlimmer werden? – NEIN! Das sicher nicht! Vielleicht sollte man aber die Lehre daraus ziehen, dass eine Umbewertung, ein Perspektivwechsel an der Zeit ist. Was könnte das sein? Vielleicht sollten wir nicht länger hoffen, dass alles wieder so wie früher wer-den möge, dass man u.a. wieder nach Herzenslust und unbeschwert Menschen treffen und miteinander feiern könne. Vielleicht ist es an der Zeit, andere Werte zu schaffen. Freundschaft ist in diesen Tagen beinahe noch wichtiger geworden als sie es schon immer war. Freundschaften pflegen ist aber schwieriger geworden. Man muss bewusster damit umgehen. Ein gemeinsames Treffen ist nicht mehr so einfach zu organisieren. Vieles ist zu bedenken und vorzubereiten – und ich spreche hier nicht vom Hausputz oder der Essensplanung! Ich spreche vom „aufeinander achtgeben“ = Achtsamkeit! Nicht gedankenlos, vielmehr achtsam die Zusammenkünfte planen. Gemeinsame Zeit zu verbringen ist dadurch um so vieles bedeutsamer geworden. Auch die Nachbarschaft ist mit einzubeziehen. Braucht da vielleicht jemand meine Hilfe? Das ist im Grunde eine Haltung, der sich das Zentrum schon immer verpflichtet fühlt = Achtsames miteinander umgehen. All die vielen Male, in denen wir im auslaufenden Jahr Veranstaltungen absagen mussten, in denen die Scheune geschlossen bleiben musste …, wie schmerzlich das war! Aber es gibt uns immer noch und auch Sie/ihr, liebe Mitglieder, seid noch da! – Das ist doch Hoffnung! Auch wenn unser Leben auf lange Zeit nicht mehr das Gewohnte sein wird es gibt uns noch und wir können hoffen, dass wir eine neue Qualität des gemeinsamen Erlebens finden werden.
Wir vom Zentrum sind dessen gewillt! Wir planen und bemühen uns um Anpassung an das Machbare und um Vertrauen in unsere Mitmenschen! Bleiben auch Sie/bleibt ihr uns gewogen und lasst uns gemeinsam in die Zukunft sehen!
Herzliche Grüße und alles Liebe
Birgit Weber-Haindl
für den Vorstand des Zentrums für altes und neues Wissen und Handeln e. V.